Wir fahren also bis Mariposa und biegen dort auf die 49 ab, die alte Goldgräberroute (Mother Lode). Die kaum befahrene, kurvige Straße führt uns durch sagenhaft schöne Natur: sanft abfallende Berge, deren Hänge von hohem Gras bewachsen sind. Da das Gras komplett verbrannt ist , hat es eine kräftige gelbe Farbe angenommen. Wären wir nicht im Gebirge, könnte man meinen, man sei in der Prärie.Vereinzelt stehen Bäume in dieser Graslandschaft.
Nach 40 Meilen kommen wir nach Moccasin, wo die Landschaft etwas eintöniger wird. Ab hier ändert sich auch das Wetter, es wird leicht diesig und beginnt nach Rauch zu riechen. Wir sind jetzt ca. 30km westlich von dem Waldbrandgebiet und trotzdem spüren wir die Auswirkungen gewaltig. Der Rauch wird zunehmend dichter, der Geruch immer intensiver. Es ist, als würde man an einem grossen Lagerfeuer sitzen, nur kann man leider nicht weggehen und tief durchatmen.
Eigentlich wollten wir den Ebbetts-Pass
auf der 4 fahren und Halt in Murphys und im Calaveras State Park
machen, wo einige Sequoias stehen. Doch der dicke Rauch macht die
Fahrt durch die Sierra Nevada eher zu einem Trauerspiel, und so
entscheiden wir, den weiter nördlich verlaufenden Carson-Pass zu
nehmen. Aber auch dort hängt der Rauch so tief in den Tälern, dass
eine regelrecht gespenstische Landschaft entsteht. Wir erfahren in
den Nachrichten, dass das Feuer mittlerweile ein Ausmaß von 755km2
(!) angenommen und 41 Häuser zerstört habe. Wohl eines der
schlimmsten Feuer in Kalifornien seit Beginn der Aufzeichnungen.
South Lake Tahoe, unser Tagesziel, erreichen wir am Nachmittag und sind enorm enttäuscht, denn auch hier hat sich der Rauch niedergesetzt, auch wenn der Geruch zum Glück an Intensität verloren hat. An den See zu gehen wäre pure Zeitverschwendung, denn man sieht sowieso nur grau. Also gehen wir unserer Lieblingsbeschäftigung nach: food shopping! Zum Trost für das entgangene Alpenpanorama gönnen wir uns einen Starbucks Frappucino (Unterhaltung mit Barista Gina inklusive – sie klärt uns darüber auf, dass man hier normalerweise die sauberste Luft weit und breit habe) und setzten uns gemütlich auf die Bank vor der Stadtbücherei. Hier kommen wir mit einem pensionierten Lehrer ins Gespräch, der seit fast 50 Jahren in Tahoe lebt und so etwas noch nie erlebt hat. Auch er bestätigt uns, wie schön der Blick auf den See sei. Nun, wenigstens hören wir von der Attraktivität des Ortes, wenn wir sie schon nicht selbst bestaunen können.
Unser Motel Super 8 liegt nahe am See und wird von Achim und Marikas Geldgeschenk bezahlt. Um noch mehr Insiderwissen über Tahoe zu sammeln, gehen wir
zum Friseur. Von Kimberly, die uns nebenbei beiden einen neuen
Haarschnitt verpasst, erfahren wir vom großen Feuer in Tahoe in den
1990ern, von drei Morden, die hier in letzter Zeit verübt wurden und
lernen ihre Familiengeschichte kennen. Auch sie betont, wie
außergewöhnlich dieser Rauch sei. Uns stellt sich nur noch die
Frage: Haben wir nun Glück oder Pech, gerade heute hier zu sein???
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